Zufälligerweise fand in der Nachbarstrasse (Libertat) diesen Sonntag eine Calçotada statt. Vorherige Anmeldung war geboten, hatte ich aber versäumt. Der Preis schien mir so hoch (15 Euros fuer Nichtmitglieder des Vereins) dass ich davon ausging dass immer noch freie Plätze am Tisch übrig sein würden. Ich fragte nach, als die ersten Gäste kamen, und es wurde mir gesagt, in ein paar Minuten würde man sehen, ob was frei wäre. Schliesslich ward ich doch willkommen geheissen. Da meine letzte Calçotada vor einigen Jahren recht unorthodox und impovisiert war hatte ich nur wenig Erinnerung daran. Diesmal sass eine kundige Nachbarin neben mir. Ich versuchte es so wie alle zu machen. Das war falsch. Die Salsa Romesco ist kein Brotaufstrich … . Schliesslich wurden die Calçots in Zeitungspapier hergetragen. Unten schwarz
und oben das grüne Kraut
. Die Schwierigkeit bestand nun darin, das grüne Kraut so abzuziehen, dass der schwarze verkohlte Teil abfiel.
. Dann wurde der verbleibende Teil in die Salsa Romesco getaucht und gegessen. Eigentlich haette ich erwartet dass so viel Calçots da sind, dass ich nichts weiter essen brauche. Um so grösser war dann die Überraschung dass noch Fleisch kam. Also ich glaube dass es bei entprechender Zubereitung und auch Erfahrung sehr schmackhaft ist. Doch hier in der Strasse schienen massenhaft Calçots ohne Auswahl zubereitet worden zu sein. Es gab kleine wo kaum was dran war und groessere die gut schmeckten. Als kritischer Kunde würde ich – wenn die Qualität nicht sicher ist – doch eher ins Restaurant gehen und einen Arroz negre essen (schlimmstenfalls isst man einen der als Tiefkuehlkost vom Lidl erworben ist und zwischen zwei und drei Euros gekostet hat, man ist da jedenfalls satt).

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Calçotada
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Siegfried
Ein in vieler Hinsicht grossartiger Abend diese Siegfried Inszenierung im Liceu.
Natuerlich habe ich mir schon vorher eine Menge Fragen gestellt wie : Bekomme ich auch wirklich einen Drachen zu sehen. Weil in Katalonien wimmelt es nur so von Drachen, und so unwahrscheinlich ist sowas nicht.
In der Vorbereitungsphaese – schon immer als Wissensmangel betrachtet keine Ahnung vom Siegfried zu haben – nahm ich zusaetzlich an zwei Informationsabenden im Coro del Liceu teil. Es gab da einen Vortrag über frühere Inszenierungen und Videos wurden gezeigt.
Im Internet fanden sich paar Fotos, die Produktion wurde schon auf den Bühnen der Stadt Köln aufgeführt, doch so wenige, dass die Spannung blieb.
Ein Wort zur Musik Wagners – sie transzendentiert in viele Richtungen. Es ist noch etwas von Mozart, gerade das Floetenspiel im Wald erinnert ein wenig an die Zauberfloete, die Harfe erklingt etwas wie bei Berlioz, der Gesang ist manchmal wie später bei Schönberg.
Das ist wirklich nichts was man zu Hause im Fernseher ansehen kann :
Siegfried, gesungen und gespielt von Stefan Vinke , will das Fürchten lernen muss allerdings bis zum Schluss warten bis er Brunhilde (Irene Theorin) trifft. Hier die Nähe von Liebe und Tod. Diese überwindung der Angst ist wichtig beim Schmieden des Schwertes und beim Kampf gegen den Drachen, aber natuerlich auch in Bezug auf Brunhilde.
Zurueck zur Inszenierung. In der ersten Szene begegnet man Mime und Siegfried in der Ambiente eines
Schrotthändlers. Er schmiedet das Schwert so scharf dass er damit die Vorderfront von Mimes heruntergekommenen Wohnwagens abtrennen kann. Schliesslich erscheint Wotan. Er sieht in etwa so aus wie man sich einen Geschäftsmann vorstellt mit einem Krueckstock als Lanze. Der nächste Akt spielt im Wald. Davon sind nur Baumstümpfe sichtbar. Wir treffen hier Alberich, Mime und Wotan. Der Drachen gegen den Siegfried kämpft stellt eine grosse Baggerschaufel dar. Im Wald lauscht er auch erstmals dem Gesang des Vogels der ihn bis zu Brunhilde leitet.
Alberich (Oleg Bryjak), Fafner (Andreas Hörl), Mime (Gerhard Siegel) -
Sobre la marxa
Dienstags ins Cinemes Texas um “Sobre la marxa” in Anwesenheit des Regisseurs Josep Morató anzusehen. Ich war auch gespannt, wie viele sich fuer diesen Film einfinden wuerden. Zu meiner grossen Überraschung war der Saal fast voll besetzt. Der Film hatte den fuer mich raetselhaften Titel Sobre la Marxa. Die Thematik ist eine ähnliche wie in “Grizzley” von Werner Herzog. Sein Held, , entflieht der Zivilisation. Doch waehrend bei Werner Herzog der Hauptdarsteller unter Grizzleys und in einem Zelt wohnt, schafft sich in diesem Dokumentarfilm der Held in der Wildnis eine neue Heimat. Er lebt am Rande der Zivilisation, in der Nähe seiner Bauten fuehren Autobahnen vorbei.
Er baut sich Hütten, Türme und labyrinthische Gänge, um unerwünschte Besucher fernzuhalten. Das Material dazu findet er in der Natur vor (Holz), oder benutzt was beim Bau der Autobahn liegengelassen worden ist. Der greoesste seiner Türme erreichte eine Höhe von 30m. Dreimal muss er alles einreissen und wieder aufbauen. Hin und wieder kommen Besucher, seine Neffe und ein Freund, er nennt sich Tarzan, wohnt selbst in einer Baumhütte und ernahert sich von Fischen und Jagd. Nachgefragt ob der Film nochmal gezeigt wuerde sagte man mir, das sei nicht vorgeeshen. -
Blanca Gimenez contrabaix & Raquel San Nicolas piano
Konzert am Sonntag im Ateneu. Noch nie ein so kleines Mädchen mit einem so grossen Instrument, dem Kontrabass gesehen. Normalerweise spielen den nur die langen Kerle. Die beiden Musikerinnen interpretierten eine Reihe kurzer Stücke. Es musste wohl schwierig gewesen sein, fuer diese Kombination, Piano und Kontrabass, überhaupt Arrangements zu finden. Im Gegensatz zum Violoncelle ist der Klang des Kontrabass etliche Tonlagen tiefer. Um so bemerkenswert ist es dass dies nicht in Erscheinung trat und in Allem ein melodioeser Gesamteindruck entstand. -
Sant Medir
Gestern war dann Sant Medir. Also erst etwas ueberrascht Mittags auf dem Nachhauseweg (zum Essen) waren die Strassen vielerorts gesperrt. Dann bemerkte ich eine Schicht von Bonbons auf dem Asfalt. Ich fragte nach. Es hiess : Heute ist Sant Medir. Dieses Fest geht auf einen katalanischen Bauern zurueck. Von meiner Zeit in Rubi war mir dieses Fest schon gelaeufig. Aber an diesem Tag waren wir in eine Wallfahrtskapelle im Wald gezogen. Hier aber in der Stadt schien mir das Bauernfest weniger angebracht. Nun fuhren ueberall die Wagen umher aus denen die Bonbons geworfen wurden.
Es fuhren Pferdegespanne umher.
Reitergruppen und Trommler waren unterwegs.
Dies ging weiter bis spaet in die Nacht.
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La Veu i el Violoncel
Sonntagabend zum ersten Mal in einem Konzert im Auditori AXA. Es wurde kein Eintritt verlangt und der Saal war denn bis auf den letzten Platz besetzt. Das Konzert stand unter dem Motto La Veu i el Violoncel, ein Sopran und ein Violoncello, eine solche Kombination hatte ich bisher noch nie gehoert. Kommt wohl von daher dass der Violoncellist der Bruder der Sängerin ist. Sandra Pastrana wird als “Soprano estelar” angekündigt. Es ist das erste Konzert in einer Reiehe die als Cicle 2015 de Concerts Lirics ausgegeben wird. Das taeuscht darueber hinweg dass nur ein Konzert alle zwei Monate stattfindet. Nun, ich habe mich gefragt ob eine Sängerin ueberhaupt so ein Klangvolumen hat dass sie einen so grossen Saal akustisch fuellt. Eine weitere Herausforderung war Lieder zu bringen die verschiedenen Opern entstammen – ohne Dekor – der weitere Sinn entgeht dann. Ich habe mir denn gewuenscht mehr Violoncello oder nur Violoncello zu hoeren.
Das schient mir interessanter denn Lieder ohne Sinnhaftigkeit zu hoeren. Sandra Pastrana konnte durchaus den Saal durch ihre Stimmgewalt in ihren Bann ziehen, obwohl mir selbst manches unverstaendlich blieb, so wie in dem Lied aus der Fledermaus, wo ich ueberhaupt nichts verstand.
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Museu del Ferrocarril de Catalunya
Vilanova i la Geltru ist nicht nur eine Stadt mit einem grossen Sandstrand. Hier gibt es auch das (Tel 93815849, museuferrocarril@ffe.es). Es findet sich in der Nähe des Bahnhofs, dort wo zuvor die Dampflokomotiven gewartet wurden.
Davon sind immer noch zwei Dutzend, die im XX. Jahrhundert in Spanien und Europa unterwegs waren, untergebracht. Teilweise entstammen die Lokomotiven deutscher Produktion oder wurden aus den USA bzw Grossbritannien importiert. In den nachfolgenden Jahren war auch die lokale Industrie in der Lage diese nachzubauen.
Auf den Besucher warten mehrere Attraktionen, eine Dampflokomotive zum Mitfahren (ein paar Meter nur)sowie ein Eisenbahnwagen der zu einem Talgo gehoerte, in den man auchEinsteigen kann. Dessen Komfort ist auch aus heutiger Sicht un¨bertroffen.